Pack-Magazin

Im Fokus der Food-Industrie: Bessere Verpackungen und smartere Prozess- technologie für weniger Verderb

Innovative Verpackungen sind der Schlüssel zur Bekämpfung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung. Wirksamere Barriereschichten, keimtötende Folien und Frischeindikatoren sollen die Produkte länger haltbar machen und die Wegwerf-Mentalität der Verbraucher stoppen. Doch bei allen Verbesserungen müssen die Unternehmen immer auch die Effizienz der Prozesse und die Kosten im Auge behalten.

In den Entwicklungsländern ist jedes sechste Kind unterernährt, also insgesamt etwa 100 Millionen. Die Vereinten Nationen (UNO) schätzen, dass Unterernährung jährlich zum Tod von 2,6 Millionen Kindern unter fünf Jahren führt. Damit zählt Hunger immer noch zu den größten Problemen der Menschheit.
Dabei müsste es gar keinen Hunger geben. Jedes Jahr landen weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel auf dem Müll, so das Ergebnis des aktuellen Reports „Food Wastage Footprint: Impacts on Natural Resources“ der UNO-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO). Würden Verluste durch einen sorgsameren Umgang mit Nahrungsmitteln reduziert, könnten Hungersnöte eingedämmt werden.

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Hilfe zur Selbsthilfe: In Indien hat Bosch Packaging schon vor einiger Zeit speziell für die örtlichen Bedürfnisse entwickelte Verpackungsmaschinen auf Lastwagen montiert, um Bauern und Behördenvertretern die Vorteile verpackter Lebensmittel zu zeigen. (Foto: Bosch Packaging Technology)

54 Prozent der verschwendeten Nahrungsmittel gehen laut Report bereits während der Produktion, der Nachernte und der Lagerung verloren. Die ärmeren Länder Afrikas und Asiens sind hiervon besonders stark betroffen. Ernte- und Logistikfehler machen dort pro Kopf jährlich sechs bis elf Kilogramm Nahrung zunichte. Bei Hitze werden Obst und Milch schlecht, wird Fleisch mit gefährlichen Keimen besiedelt und ungenießbar. Die Verschwendung bei der Weiterverarbeitung, der Auslieferung und dem Konsum ist hingegen eher ein Problem der Industrieländer. In Europa und Nordamerika werden pro Jahr und Kopf rund 100 Kilogramm Lebensmittel in den Abfall geworfen, obwohl sie noch für den Verzehr geeignet gewesen wären. Forderungen zum sofortigen Umdenken kommen daher von höchster Stelle. Konsumdenken und Lebensmittelverschwendung müssten ein Ende haben, forderte Papst Franziskus in seiner Generalaudienz anlässlich des World Environment Days vergangenen Juni.

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Dosen gegen Verderb: In den Schwellen- und Entwicklungsländern gehen viele Nahrungsmittel verloren, weil sie nach der Ernte unverpackt auf Reisen geschickt werden. Einfache Verpackungen können das verhindern. (Foto: Messe Düsseldorf/Tillmann)

Zentrales Thema der interpack 2014
In der Industrie ist die Botschaft angekommen. Nach einer aktuellen Studie des Royal Melbourne Institute of Technology in Australien können geeignete Verpackungen Lebensmittelverluste erheblich mindern. Entwickler arbeiten daher mit hohem Einsatz an neuen Konzepten für Verpackungsmaschinen, der verwandten Prozesstechnik sowie „smarten“ Verpackungen. Insgesamt 100 Unternehmen der gesamten Food-Wertschöpfungskette von der Herstellung, über den Handel und die Verpackung bis hin zur Logistik beteiligen sich mittlerweile an der Initiative „SAVE FOOD“, einem gemeinsamen Projekt der FAO, des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) und der Messe Düsseldorf GmbH. Ziel ist es, den Dialog zwischen Wirtschaft, Forschung, Politik und Zivilgesellschaft zum Thema Lebensmittelverluste zu fördern. Die Reduzierung des Verderbs wird auch das zentrale Thema im „Innovationparc Packaging“ der kommenden interpack 2014 in Düsseldorf sein. Aussteller dieser Sonderschau werden hier vom 7. bis 14. Mai 2014 Ideen vorstellen, wie sich Lebensmittel besser schützen lassen. Am 7. und 8. Mai tauschen sich außerdem zur SAVE FOOD Konferenz im Congress Centrum Süd auf dem Messegelände Experten aus Politik, Industrie und Gesellschaft zu dem Thema Nahrungsmittelverluste und -verschwendung aus.
Vor der Branche liegt viel Arbeit. Bauern in Afrika müssen erst einmal überzeugt werden, dass sie ihre Rohstoffe besser am Ursprungsort verpacken als sie ungeschützt auf die Reise zu schicken. Hier hilft kein Hightech, sondern nur Aufklärungsarbeit vor Ort. Konzernvertreter von Firmen wie Bosch beispielsweise zogen deshalb schon vor einigen Jahren mit mobilen Verpackungsmaschinen durch Schwellen- und Entwicklungsländer und zeigten Bauern die Vorteile verpackter Lebensmittel.

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Schichten unter dem Mikroskop: Je besser die Barriereeigenschaften einer Verpackungsfolie sind, desto länger bleibt das Füllgut genießbar. Weltweit suchen Wissenschaftler daher nach neuen Materialien. (Foto: Fraunhofer IVV)

Die westliche Wegwerf-Mentalität ist noch schwerer zu bekämpfen. Nach einer Erhebung der Unternehmensberatung Berndt + Partner landen in Europa 20 bis 25 Prozent der Lebensmittel auf dem Müll, obwohl sie noch genießbar sind. Schuld daran trägt auch das Mindesthaltbarkeitsdatum, das auf allen Fertigverpackungen stehen muss. Ist es erreicht, werden Lebensmittel oft weggeworfen. Doch „mindestens haltbar bis“ bedeutet nicht, dass Lebensmittel nach diesem Datum nicht mehr essbar sind, sondern lediglich, dass sich ihre Farbe oder Konsistenz ändern könnte. Die derzeit noch weit verbreiteten Großpackungen verstärken das Problem. Die Mindesthaltbarkeit ist oft vorüber, bevor Verbraucher die Packungen geleert haben.
Bei der Lösung des Problems sollen kundengerechte, kleinere Packungen mithelfen. „Aus unserer Sicht können zum Beispiel Portionspackungen für Single-Haushalte dazu beitragen, die Lebensmittelverschwendung einzudämmen“, sagt Christian Traumann, Geschäftsführer des bayerischen Verpackungsspezialisten MULTIVAC Sepp Haggenmülller.

Kreative Verpackungslösungen
Zeit-Temperatur-Indikatoren sind ein weiterer Ansatz gegen Verderb und Verschwendung. Sie sollen jederzeit über den Frischezustand des Produkts informieren. Ihr Nutzen liegt darin, dass damit zum Beispiel Unterbrechungen der Kühlkette sichtbar gemacht werden können. BASF sowie die Schweizer Firma Freshpoint bieten bereits mit einer speziellen Pigmentfarbe versehene Etiketten an. Sie werden auf die Verpackung gedruckt. Wird der Inhalt ungenießbar, schlägt die Farbe um.
Geforscht wird auch an aktiven Verpackungen, die in Wechselwirkung mit dem Füllgut treten. PET-Flaschen werden mit Sauerstoffabsorbern wie Eisen präpariert, damit sauerstoffempfindliche Getränke wie Bier oder Fruchtsäfte länger haltbar bleiben. Oder Folien werden mit Konservierungsstoffen wie Sorbinsäure angereichert, um das Keimwachstum auf Lebensmitteln zu bekämpfen. Kritiker bemängeln, bei aktiven Verpackungen beeinträchtigten zusätzliche Chemikalien die Natürlichkeit der Produkte. Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) im bayerischen Freising wollen Abhilfe schaffen: Sie entwickeln antimikrobielle Materialien auf Basis von Pflanzenextrakten, etwa von Rosmarin. „Auf diese Weise können Lebensmittelhersteller dem Wunsch der Verbraucher nach natürlichen, gesundheitsfördernden Produkten weiter nachkommen“, sagt IVV- Materialentwickler Sven Sängerlaub.

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Neue Generation: Der Slicer 906 zählt zu den modernsten Schneidemaschinen im Portfolio von Weber Maschinenbau. Er produziert wirtschaftlicher und damit nachhaltiger als seine Vorgänger. (Foto: Weber Maschinenbau)

Der Nachteil vieler Save-Food-Verpackung ist allerdings, dass ihre Herstellung relativ aufwendig ist. Wird beispielsweise für eine „stärkere“ Verpackung mehr Material eingesetzt, werden zusätzliche Ressourcen verbraucht. Die Branche versucht daher, den höheren Aufwand für „smarte“ Verpackungen durch Einsparungen an anderer Stelle der Food-Wertschöpfungskette zu kompensieren. So sind die Hersteller von Verpackungsmaschinen darauf bedacht, die Effizienz ihrer Linien durch stärkere Automation und optimierte Prozesse zu erhöhen.

MULTIVAC beispielsweise biete seinen Kunden innovative Technologien, die unter anderem gewährleisteten, dass bei deren Herstellung ein geringstmöglicher Folienabfall entstehe, erklärt Marketingchefin Valeska Haux. Dies werde etwa durch modernste Werkzeugtechnologien, wie zum Beispiel im Bereich der Schneidwerkzeuge, erreicht. Die Integration von Handhabungsmodulen in die Verpackungslinie stelle zudem eine packungsgenaue Qualitätskontrolle sicher, wodurch ein maximaler Verbraucherschutz gewährleistet werde, so Haux.
„Wir steigern Effizienz und Hygiene unserer Anlagen und vermeiden Abfall schon in der Produktion“, erklärt Mathias Dülfer, Geschäftsführer von Weber Maschinenbau. Der Spezialist für Hochleistungsschneidemaschinen optimiere sein Anlagenportfolio stetig. In den neuesten Maschinen sorgen innovative Messertechniken, intuitive Bedienkonzepte und eine offene Bauweise für leichte Bedienung, gute Zugänglichkeit und Inspizierbarkeit sowie eine einfache Reinigung. „Dies trägt dazu bei, dass noch wirtschaftlicher, sicherer und damit auch nachhaltiger produziert werden kann“, sagt Dülfer.

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Alles im Griff: Hohe Geschwindigkeiten sind für eine effiziente Produktion entscheidend. MULTIVAC hat verschiedene Automationslösungen für Lebensmittelverpackungen im Angebot. (Foto: MULTIVAC)

Lebensmittel sicherer und mit höherem Durchsatz verpacken – das ist auch der Antrieb des spanischen Maschinenbauers ULMA Packaging. Die Firma bietet sämtliche Verpackungstechniken von Schlauchbeutelverpackungen bis hin zu Tiefziehmaschinen an. Auf der interpack 2014 werden die Spanier unter anderem neue Tiefziehsysteme für so genannte Skin-Verpackungen zeigen. Die wichtigste Funktion dieser Art der Verpackung ist es, die Produkthaltbarkeit zu verlängern, aber auch den Flüssigkeitsverlust durch Schwitzen zu verhindern. Das verzögert das Keimwachstum.
Außerdem hat ULMA eine neue Steuerung für alle Maschinenmodelle mit einer bedienerfreundlichen Software entwickelt. Die Neuentwicklung verspricht nach Firmenangaben „enorme Produktivitätssteigerungen bei allen Systemen“. Die Innovationen der Firmen zeigen: Es gibt bereits eine Reihe von Verpackungskonzepten gegen Lebensmittelverluste, die sich dank stetiger Effizienzfortschritte bei der Produktionstechnik mit vertretbaren Aufwand industriell umsetzen lassen.

Quelle: www.interpack.de

 

 

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