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Trend Regionalität in der Verpackungsbranche

„Global“ ist out, „local“ ist in – zumindest was Lebensmittel betrifft. Nach dem Ansturm auf ökologische und nachhaltige Speisen und Getränke folgt nun die Besinnung auf das, was im Umkreis wächst und hergestellt wird. Der Gegenpol zur fortschreitenden Globalisierung reicht von Europa bis nach Übersee. Der Begriff "Region" ist allerdings in keinem Land konkret definiert. Verpackungshersteller sorgen auf Kundenseite dank eindeutiger Kennzeichnung für mehr Transparenz.


REGIONAL ODER SAISONAL: WAS IST GUT FÜR DAS KLIMA?
Nach einer Befragung von 13.800 Konsumenten aus 17 europäischen Ländern durch das Marktforschungsinstitut Harris Interactive im Auftrag von Consors Finanz vom Juli 2019 sind bei der Kaufentscheidung noch immer Preis und Qualität die primär entscheidenden Faktoren. Es zeigt sich außerdem ein deutlicher Trend hin zu regionalen Produkten. So vertrauen 93 Prozent der Befragten Erzeugnissen aus der Region und 94 Prozent denen aus ihrem eigenen Land. Vor allem Lebensmittel stehen hier im Fokus.

Bei einer Umfrage unter 1.000 Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz im Juni 2019 gaben über 80 Prozent an, mehrmals im Monat regionale Lebensmittel zu kaufen. Während deutsche Konsumenten bevorzugt auf Märkten oder bei Bauern kaufen, erwerben Österreicher und Schweizer ihre Lebensmittel zum Großteil im Supermarkt. In allen Fällen gilt, dass die Käufer die regionale Landwirtschaft unterstützen, Arbeitsplätze sichern und durch kurze Transportwege zum Klimaschutz beitragen möchten.

interpack Magazin Biosiegel
Wie auch bei Biosiegeln fehlt bei regionalen Lebensmitteln eine einheitliche Kennzeichnung auf Verpackungen. Foto: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, BLE

Doch auch hier muss genau hingeschaut werden, denn nicht immer ist ein Lebensmittel aus der Region ökologischer als das, das von weit her importiert wurde. Ein regionales Produkt, das nicht saisonal verkauft wird, muss unter Umständen gekühlt werden und verbraucht dann möglicherweise mehr Energie als die saisonale Ware aus Übersee inkl. dem für den Transport angefallenen Energieaufwand. Deshalb sollte bei frischen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse der Trend hin zu saisonalen Angeboten gehen.


WAS SIND REGIONALE PRODUKTE?
Was genau allerdings hinter dem Begriff „regional“ steckt, ist auf keiner gesetzlichen Ebene geregelt – weder in Deutschland, noch europaweit. Und auch in den USA tragen die entsprechenden Labels selten zur Klarheit bei. So ist trotz eines Aufdrucks auf der Verpackung nicht immer sichergestellt, wo genau Erzeugung, Verarbeitung und Vermarktung vorgenommen wurden und ob „Region“ einen Wohnort bezeichnet oder möglicherweise ein ganzes Land. Ohne gesetzlich verpflichtete Angaben zum Herkunftsland bei verarbeiteten Produkten, muss derzeit beispielsweise weder bei Konfitüre der Anbauort des Obstes genannt werden, noch bei Milchprodukten die Gegend, aus der die einzelnen Zutaten stammen.

Ebenso wie bei Biosiegeln wird daher eine breite Anzahl unterschiedlicher regionaler Logos auf Verpackungen genutzt. Verbraucherschützer bemängeln neben der fehlenden einheitlichen gesetzlichen Regelung auch fehlende Kontrollverfahren. Doch sowohl auf nationaler als auch europaweit nimmt langsam die Transparenz bei der Verpackungskennzeichnung zu. Wer sich eingehend informiert, kann ein wenig Licht in den Kennzeichnungs-Dschungel bringen.


VERPACKUNGSSIEGEL FÜR REGIONALE LEBENSMITTEL
In Frankreich müssen Obst- und Gemüseprodukte im Regal bereits nach Herkunftsland sortiert angeboten werden. Der Konsument hat so eine Übersicht darüber, welche Produkte in der Region hergestellt wurden, bzw. welche einen langen Transportweg bereits hinter sich haben.

Auch auf Produktverpackungen von Lebensmitteln finden sich immer häufiger Hinweise auf eine regionale Herkunft des Inhalts. Art und Weise der Angaben sind abhängig vom Lebensmittel und dem Land, das die freiwillige Kennzeichnung nutzt.

interpack Magazin Carrefour
Bei Carrefour in Frankreich werden die Herkunftsbezeichnungen der Lebensmittel standardisiert angegeben. Foto: Chambourcy © Lagazeta, Carrefour DR photo 4


VERPACKUNGSKENNZEICHNUNG FÜR REGIONALE PRODUKTE IN DER EUROPÄISCHEN UNION
EU-weit gelten drei Labels als besonders bedeutend, wobei einzig die "geschützte Ursprungsbezeichnung" über den gesamten Verlauf von der Erzeugung der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt Auskunft gibt.


Geschützte Ursprungsbezeichnung auf Verpackungen
Die "geschützte Ursprungsbezeichnung" („g.U.“) garantiert eine eindeutige Auskunft über die Herkunft des Lebensmittels. Bedingung für den Erhalt des freiwilligen Labels ist die Erzeugung, Verarbeitung und Produktion des auf EU-Ebene eingetragenen Produktes nach vorgegebenen Kriterien. In der Praxis allerdings kommt es äußerst selten zur Vergabe des Verpackungslabels. Beispiel: Parmaschinken.

Geschützte geografische Angabe auf Verpackunge
Bei Waren mit der Kennzeichnung "geschützte geografische Angabe" ("g.g.A.") muss einzig eine einzige Produktionsstufe im genannten Gebiet ausgeführt worden sein. Beispiel: Das Fleisch stammt aus dem Ausland, die Wurstherstellung erfolgt in der Region.

Verpackungslabel für garantiert traditionelle Spezialitäten
Garantiert traditionelle Spezialitäten („g.t.S.“) sind Agrarerzeugnisse oder Lebensmittel, die entweder aus traditionellen Rohstoffen produziert werden, traditionell zusammengesetzt sind oder eine traditionelle Herstellungs- bzw. Verarbeitungsart aufweisen.

Regionalfenster auf Verpackungen in Deutschland
In Deutschland gibt es mit dem „Regionalfenster“ eine einzige Zertifizierung, die erst nach bestandener Überprüfung der hohen Ansprüche des zugrundeliegenden Prüf- und Sicherungssystems durch unabhängige Tester erteilt wird. Die Kennzeichnung erfolgt auf freiwilliger Basis. Daneben ist von Bundesland-Ebene bis hin zu lokalen Vereinen eine umfangreiche Anzahl weiterer Labels entstanden. Keines davon gilt als zuverlässige Quellenangabe, auf die sich Konsumenten stützen können.

interpack Magazin Regionalfenster
In Deutschland existiert seit 2012 eine freiwillige Kennzeichnung des Regionalfensters für regionale Produkte. 2018 nutzen 770 Lizenznehmer die Verpackungskennzeichnung. Foto: Regionalfenster e.V.

Ende 2012 vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz initiiert, wurde die freiwillige Kennzeichnung des Regionalfensters Anfang 2014 eingeführt; die Vergabe des Labels obliegt dem Trägerverein „Regionalfenster e.V.“. Im Juli 2018 bestanden Verträge mit mehr als 770 Lizenznehmern, mittlerweile tragen rund 4.200 Lebensmittel das blau-weiße Label. Verbraucher erhalten damit zuverlässige und transparente Angaben über die Herkunft, Hauptzutat und den Verarbeitungsort des Lebensmittels; Hersteller profitieren von einer hohen Glaubhaftigkeit.


VERPACKUNGSKENNZEICHNUNG FÜR REGIONALE PRODUKTE IN DEN USA
Auch in den USA finden sich zahlreiche verschiedene Lebensmitteletiketten. Denn bislang wurde der Begriff "lokal" auf Lebensmittelverpackungen von der Food and Drug Administration offiziell nicht definiert. Zwar müssen sich Lebensmittelproduzenten als Lebensmittelbetrieb registrieren lassen und werden in einem drei- bis fünfjährigen Rhythmus überprüft. Doch richtet sich diese Inspektion ausschließlich auf die Einhaltung von Hygienevorschriften. Sonstige Kennzeichnungen sind zwar wahrheitsgetreu und eindeutig anzugeben, werden allerdings nur stichprobenartig getestet und selten geahndet.

Es liegt an den jeweiligen Bundesstaaten festzulegen, was „regionaler Anbau“ im Detail bedeutet. Inoffizielle Untersuchungen decken immer wieder Falschangaben auf, so zum Beispiel bei Tee oder Erdbeeren, die in Entfernungen von über 2.000 Meilen vom Verkaufsort angebaut und als „lokal“ angepriesen werden. Missstände auf Bauernmärkten aufzudecken, haben im Jahr 2014 private Lebensmittelhersteller mit dem „Know Your Vendor” („Kenne Deinen Verkäufer“)-Programm Richtlinien erstellt, nach denen Anbau und Verarbeitung der an den Ständen verkauften Lebensmittel überprüft werden.


WAS ERWARTEN KUNDEN VON DER VERPACKUNG?
Verbraucher möchten auf das Verpackungslabel vertrauen können. Wie wichtig ihnen die regionale Herkunft ist, hängt auch vom Lebensmittel ab. Angeführt wird die Tabelle bei deutschen Kunden von frischem Obst und Gemüse mit 80 Prozent – bei Tiefkühlkost oder Konserven ist die Herkunft nur für 12 Prozent der Konsumenten von Bedeutung. Es folgen Fleisch- und Wurstwaren (58 Prozent), Milchprodukte (51 Prozent) und Getreideerzeugnisse wie Brot (43 Prozent). Verbraucherschutzorganisationen weisen darauf hin, dass unbestimmte Begriffe wie "von hier" ohne genaue Ortsnennung oder die Angabe "Hergestellt für ..." auf verpackten Lebensmitteln keine Aussagen über die Herkunft des Inhalts treffen.


ACHTUNG LEBENSMITTELFÄLSCHUNG!
Neben irreführenden Angaben auf den Verpackungen zur Regionalität, entspricht der Inhalt nicht immer den Angaben auf dem Produktetikett. Zwar haben Kontrollen innerhalb der Europäischen Union ergeben, dass in den meisten Fällen weder der Geschmack betroffen ist, noch Gesundheitsschäden zu befürchten sind. Dennoch: Eine europaweite Aktion vom April 2017 in mehr als 60 Staaten, davon 21 EU-Mitgliedern, hat gefälschte Lebensmittel im Wert von rund 230 Millionen Euro zutage gebracht. Zwischen Dezember 2016 und März 2017 wurden von Polizei, Zoll und Lebensmittelbehörden knapp 10.000 Tonnen und 26 Millionen Liter gefälschter Lebensmittel sichergestellt.

Derzeit betreibt beispielsweise der Verpackungsspezialist Constantia Flexibles eine Produktionsstätte, die von der IHMA – der International Hologram Manufacturing Association – akkreditiert wurde, und somit auch Sicherheitselemente herstellen kann, die sonst für Banknoten genutzt werden.

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